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Rückenwind für queere Jugendarbeit

Wer auf dem Land erwachsen wird und feststellt, dass die eigene geschlechtliche Identität nicht den Vorstellungen der Mehrheit entspricht, steht in Hessen nicht mehr allein da.

Die Landjugend dort unterstützt junge Menschen nicht nur dabei, ihren eigenen Weg zu finden, sie baut mit ihrem Projekt „Queere Jugendarbeit“ auch ein ehrenamtliches Beratungsnetzwerk für queere Jugendliche in den ländlichen Räumen auf. Das macht das Jung- und Anderssein auf dem Land leichter und sensibilisiert zugleich nicht-queere Jugendliche für die Vielfalt geschlechtlicher Identitäten.

„Ein herausragendes Projekt“, lobt der Enkel von Ernst Engelbrecht-Greve. Anders als in Berlin sei es auf dem Land für Menschen jeglicher geschlechtlicher Identität oft schwieriger, ein freies und normales Leben führen zu können. „Genau da setzt die Hessische Landjugend an mit ihrem Projekt an, um für mehr Akzeptanz und Toleranz zu sorgen. Das hat Vorbildcharakter und findet hoffentlich viele Nachahmer:innen“, so Fynn Engelbrecht-Greve, in seiner Laudatio.

Der Projektverantwortliche Benedikt Linke, Beisitzer im Landesvorstand, betonte nach der Bekanntgabe des Preisgewinns seine Freude über die bundesweite Anerkennung. „Als queerer Jugendlicher auf dem Land steht man manchmal Herausforderungen gegenüber, die einem sehr nahe gehen. Ich wünsche mir, dass unser Projekt andere Jugendverbände inspiriert und zum Nachahmen ermutigt. Die Zeit, die Jugendliche in Vereine aktiv sind, stellt neben der Zeit in der Schule & Ausbildung einen sehr großen Anteil. Deshalb ist es wichtig, dass dort ein Klima der Offenheit und Akzeptanz herrscht. Gerade im ländlichen Raum ist das Thema Vielfalt und Diversität noch lange nicht im Alltag ankommen. Hier setzten wir ein Zeichen, dass Queere Menschen auch dort leben, wo sie von vielen nicht erwartet werden. Ein erster Schritt ist getan, wenn alle Menschen darüber Bescheid wissen, dass es neben der Heterosexualität und den binären Geschlechterrollen noch viele weitere Formen gibt“.

„Dieses Ringen um Wissen und Anerkennung, um Verständnis und Offenheit gegenüber geschlechtlicher Vielfalt auf der einen, der Ausbildung von Multiplikator:innen und dem Aufbau von Anlaufstellen auf der anderen Seite, verdient größte Anerkennung“, ist sich die Jury des Ernst-Engelbrecht-Greve-Preises 2021 einig. Sie ist überzeugt, dass die Hessische Landjugend auf dem richtigen Kurs ist, um der Verunsiche­rung auf allen Seiten zu begegnen. und Menschen auf der Suche nach ihrer geschlechtlichen Zugehörigkeit zu unterstützen, so dass sie nicht abwandern, sondern die Vielfalt der ländlichen Räume bereichern. Sie empfiehlt: Dranbleiben! Und weitersagen! Sie hofft, dass das Projekt bundesweit Schule macht.

Mit der Hessischen Landjugend endet die Online-Preisverleihung 2021. Wie schon vor zwei Jahren gehört sie zu den Gewinner:innen des Ernst-Engelbrecht-Greve-Preises. Im kommenden Jahr wollen R+V Versicherung und BDL diesen zum elften Mal ausschreiben, um die Arbeit der jungen Menschen in ländlichen Regionen zu würdigen und sie anzustiften, selbst die Initiative zu ergreifen.

Die stellv. BDL-Bundesvorsitzende Anne-Kathrin Meister würdigt alle Bewerber und Bewerberinnen für die diesjährige Auszeichnung: „Danke für euren Einsatz fürs Land. Auch wenn ihr nicht zu den Preisträger:innen gehört, beim Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis gewinnen alle. Euer Engagement und eure Projekte wirken. Sie verbessern das Leben bei euch auf dem Land, bringen neue Erfahrungen und zeigen Chancen auf.“

In seinem zehnten Jahr konnte der Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis erstmals nicht bei der BDL-Jugendveranstaltung vor mehreren tausend jungen Menschen auf der Grünen Woche verliehen werden. Der Pandemie wegen musste mit der Kür der Preisträger:innen auf den virtuellen Raum ausgewichen werden.

Die vollständige Laudatio für die Hessischen Preisträger:innen sowie einen kleinen Eindruck ihrer Arbeit vermittelt der Videoclip auf der BDL-Seite www.landjugend.de/projekte/ernst-engelbrecht-greve-preis-1/preisgekroente-projekte.

Der Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis holt uneigennütziges Engagement fürs Land ins Rampenlicht und belohnt es mit insgesamt 10.000 Euro. Bereits zum zehnten Mal ausgeschrieben, unterstützen R+V Versicherung und der Bund der Deutschen Landjugend e.V. (BDL) damit Initiativen und Projekte junger Menschen, die das Zusammenleben und die Strukturen im ländlichen Raum verbessern.

„Die Bewerbungen, die wir für den Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis 2021 erhalten haben, kamen aus den verschiedensten Ecken Deutschlands. Von Wandertheater bis zur solidarischen Landwirtschaft, von Extremismusprävention bis Anpackaktionen war alles dabei“, beschreibt BDL-Vize Anne-Kathrin Meister die Vielfalt der eingereichten Projekte. „Drei Viertel davon hätten den Preis mehr als verdient. Die Jury hatte keinen leichten Job“, stellt sie fest.

Das Gremium, in dem Landwirtschafts-, Jugend- und Heimatministerium genauso wie die Familie des Namensgebers, die R+V Versicherung und der BDL vertreten waren, entschied sich schließlich für vier Preisträger: Der Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis 2021 geht nach Sachsen-Anhalt und Hessen, nach Brandenburg und Baden-Württemberg.

Text: Bund der Deutschen Landjugend/Hessische Landjugend