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Bäume auf dem Acker

Bildungsdienstag zum Thema Agroforstsysteme. In der vergangenen Woche stand der Bildungsdienstag der Hessischen Landjugend unter dem Motto „Bäume auf dem Acker – Agroforstsysteme“.

Referent Janos Wack von Triebwerk – Regenerative Landwirtschaft stellte jedoch schnell klar, dass sich Agroforstsysteme weder auf Bäume noch auf den Acker beschränken müssen. Im Gegenteil sind die bekanntesten Vertreter im heimischen Raum dieser schon sehr alten Idee der Streuobstwiesen. Aber auch Hutebeweidung, wie sie in Spanien noch heute in Verbindung mit Korkeichen großflächig betrieben wird, ist ein klassisches Beispiel. Im Prinzip bedeutet Agroforst nur, dass Bäume oder Sträucher bewusst in landwirtschaftliche Nutzung einbezogen werden und daraus ein konkreter Vorteil entsteht. Bei der Streuobstwiese wird durch die Obstbäume beispielsweise Schattenwurf für die weidenden Tiere bereitgestellt und gleichzeitig die Möglichkeit einer Obsternte geschaffen. In anderen Beispielen kann durch streifige Bepflanzung zum Beispiel Wind- und Regenerosion vermindert werden. Auch einfache Konstrukte, in denen beispielsweise Zaunpfosten durch Bäume oder ganze Zäune durch Hecken ersetzt werden, sind eine Form von Agroforst.

Neben grundsätzlichen Gedanken zu Agroforstsystemen, zeigte Wack auch anhand einiger Beispiele konkrete Ideen, die auf Betrieben, die vom Unternehmen Triebwerk betreut werden, umgesetzt werden. Genannt werden kann hier zum Beispiel ein Betrieb, der Kartoffelanbau und Legehennenhaltung im Hühnermobil mit dem Anbau von Pappeln verbindet. Den Hühnern, eigentlich sowieso Waldbewohner, wird von den Bäumen Schatten gespendet und ein günstigeres Mikroklima geschaffen, in dem sie auch mehr natürliche Nahrung, vor allem Insekten finden. Den Kartoffeln wird vor allem durch verhinderte Erosion, aber auch verringerten Schädlingsdruck geholfen. Und die Pappeln liefern zusätzlich noch Energieholz. Somit wird durch das Zusammenspiel der Komponenten in allen drei Bereichen höhere Wertschöpfung erreicht, als wenn nebeneinander gearbeitet würde.

Dieses und einige weitere Beispiele überzeugten viele der Teilnehmer von der Sinnhaftigkeit, sich mit Agroforstsystemen auseinander zu setzen. Wack ging allerdings auch auf die Herausforderungen dieser Wirtschaftsweise ein, schließlich ist für jeden Betrieb und jedes System genaue Planung erforderlich, denn was beim Einen funktioniert, kann beim Anderen, mit geänderten Voraussetzungen in die Hose gehen. Außerdem sind Agroforstsysteme langwierige Projekte, die mindestens für 20 bis 25 Jahre geplant werden. Nicht umsonst werde in Frankreich davon gesprochen, dass man sich seine Rente pflanze, so Wack. Ebenfalls problematisch ist, dass diese Form der Bewirtschaftung in der Ausbildung in den Berufsschulen quasi keine und auch in den Universitäten nur eine Nischenrolle spielt.

In der an den Vortrag anschließenden Diskussion kamen noch etliche mehr oder weniger konkrete Fragen der Teilnehmer zur Sprache, auf die Wack häufig umfassend antwortete. Abschließend erklärte Maximilian Becker, Sprecher des Tandems Agrar der Hessischen Landjugend: „Ich habe heute auf jeden Fall eine Menge gelernt und nehme einige konkrete Ideen für den Betrieb mit.“ Auch die anderen Teilnehmer gaben rundum positive Rückmeldung, so dass man davon ausgehen kann, dass es zum Thema Agroforst bei der Hessischen Landjugend in nähere Zukunft weitere Veranstaltungen geben wird. Informationen dazu werden frühzeitig auf www.hessische-landjugend.de veröffentlicht. Wer Interesse an Agroforstsystemen hat, der kann Janos Wack und seine Kollegen unter www.triebwerk-landwirtschaft.de erreichen.

Text: HLJ

Bild: Triebwerk

Bildunterschrift: Referent Janos Wack betreibt die Firma Triebwerk – Regenerative Landwirtschaft und setzt sich dabei mit den ökonomischen und ökologischen Vorteilen von Agroforstsystemen auseinander und betreut interessierte Betriebe, bietet aber auch Schulungen und Vorträge zum Thema an