Presse

Fristverlängerung zur Ferkelkastration

Offener Brief der Hessischen Landjugend 

Landjugend bittet um Unterstützung der Hessischen Abgeordneten im Deutschen Bundestages. Hessen braucht Sie -  Unterstützen Sie unsere Ferkelerzeuger!

Sehr geehrte Damen und Herren,

am 1. Oktober 2018 hat sich die Regierungskoalition auf eine Fristverlängerung zum Thema Ferkelkastration geeinigt. Nach der Formulierung des Fraktionsbeschlusses folgen nun die erste Lesung im Bundestag, die Abstimmung in den Fachausschüssen sowie die zweite und dritte Lesung im Bundestag. In seiner letzten Sitzung am 14. Dezember entscheidet dann der Bundesrat abschließend über die Thematik.

Dieser Beschluss freut die deutschen Ferkelerzeuger vorerst, bringt ihnen aber langfristig keine Rettung. Wir müssen die vor uns liegenden 730 Tage nutzen! Es bedarf Forschung und konkreter Lösungsansätze. Der sogenannte 4. Weg ist aus unserer Sicht die einzige Möglichkeit, unsere hessischen Betriebe vor dem rasanten Aussterben zu bewahren. Es muss ihnen möglich sein, mit einem entsprechenden Sachkundenachweis die Ferkel selbst örtlich zu betäuben und zu kastrieren. Nur so ist eine wirtschaftlich sinnvolle Erzeugung möglich. Die örtliche Betäubung abzulehnen, halten wir als Junglandwirte daher für absolut rückständig und unverhältnismäßig. Ein Verfahren, das in der Medizin täglich Anwendung findet! Wir brauchen eine Methode, die sich Ferkelerzeuger wirklich leisten können und ihnen ihren Lebensunterhalt sichert!

Die drei Wege der Kastration, die derzeitig zur Verfügung stehen, sind für uns nicht akzeptabel. Der erste Weg der Jungebermast wird aufgrund des strengen Ebergeruchs und des urinlastigen Geschmacks von Schlachthöfen und einem Großteil der Verbraucher nicht angenommen. Ebenso wie der zweite Weg, bei dem durch die Impfung mit einem Antikörper die Hormonproduktion der Jungeber unterdrückt wird. Der Markt kann die entstehenden Mengen an Jungeberfleisch gar nicht verarbeiten, weil er bereits gesättigt ist. Der dritte Weg, die Vollnarkose durch Gas oder Injektion, ist aufgrund der hohen Kosten, des Arbeitsschutzrisikos für den Halter und die erhöhte Sterberate der Ferkel um 3 % im Vergleich zu betäubungslos kastrierten Ferkeln ebenfalls nicht zu vertreten.

Die Wettbewerbsfähigkeit der deutsche Ferkelerzeuger muss gewährleistet bleiben. Wie nun bekannt wurde, liegen Mästern Angebote von dänischen Ferkelerzeugern vor, nach denen diese bereits QS-geprüfte Ferkel nach Deutschland exportieren wollen. Wir sollen also Ferkel importieren, die mittels des 4. Weges kastriert wurden, während wir diese Methode in Deutschland verbieten und unsere Ferkelerzeuger zur Aufgabe zwingen. Viele Junglandwirte werden voraussichtlich die Sauenhaltung einstellen und somit auch die Betriebe von morgen.

Entscheiden sich die Regierungsparteien gegen den 4. Weg, wird es einen massiven Rückgang der Ferkelerzeuger in Hessen und ganz Deutschland geben. Dies kann nicht in Ihrem Interesse sein, der die Vielfalt der deutschen Wirtschaftslandschaft mitgestaltet! Wir bitten Sie daher, die Interessen der hessischen Junglandwirte bei Ihrem Abstimmverhalten zu berücksichtigen und dem Vorhaben der Großen Koalition zu folgen. Die hessischen Landwirtschaftsunternehmen und wir, die zukünftigen Unternehmer, sind auf Ihre Unterstützung angewiesen. 

 

Text: HLJ

Foto: Pixabay