Presse

Fachfahrt Jungzüchter Starkenburg

Kindergarten mit Kühen besichtigt 

Drei Tage lang erkunden hessische Landwirte klassische traditionelle bis hin zur außergewöhnlichen innovativen Landwirtschaft in der Niederlande.

In einem des bekanntesten „Käselandes“ auf diesem Planeten spielen die Milchinhaltsstoffe für die Käseproduktion eine sehr bedeutende Rolle. Dies hat sich auf dem ersten Milchviehbetrieb dieser Fahrt widergespiegelt. Der anfängliche Holstein-Familienbetrieb züchtete mit den Rassen Braun- und Fleckvieh eine Milchinhaltsstoff-starke robuste Herde. Für die Zuchtarbeit lässt sich der Betrieb von der deutschen Organisation „Bayern Genetik“ beraten und setzt hauptsächlich deren Bullen ein. Neben der beträchtlichen durchschnittlichen Milchleistung von 8.500 kg Milch, produzieren die Kühe im Durchschnitt 4,7% Fett und 3,8% Eiweiß. Auf dem nächsten Programmpunkt stand der „Kuhgarten“. Wie der Name schon erahnen lässt, werden die Kühe nicht traditionell gehalten. Der Kuhgarten ist eine Mischung aus Stall- und Weidehaltung. Ein Teil des Stalls ist mit Bäumen und Gummimatten, die eine weideähnliche Funktion aufweisen, ausgestattet. Der Urin der Kühe kann direkt durch die speziellen Gummimatten ablaufen und der Kot wird mit einem Radlader abgeschoben. Der Laufbereich ist zugleich auch der Liegebereich für die Kühe. Ohne Einschränkungen können sich die Kühe frei bewegen und auch liegen. Besonders auffällig waren die entspannten Liegepositionen der Kühe. Der andere Teil des Stalls wurde konventionell mit Tiefliegeboxen und Laufgängen erbaut.

Am zweiten Tag der Fachfahrt hat die Gruppe ein Gesamtkonzept aus Milchviehstall, Hofladen, Restaurant und Kindergarten besichtigt. Die Haupteinnahmequelle des Konzeptes ist der vor Ort liegende Kindergarten am Hof. Die Kinder bekommen von klein auf einen Bezug zur Natur und Landwirtschaft. Wenn die Eltern ihre Kinder abholen können sie im Hofladen ihre Einkäufe erledigen und noch einen Blick in den Stall werfen. Der Milchviehstall ist durch zwei Melk-, einen Spalten- und einen Fütterungsroboter sehr modern automatisiert - alle von der Firma Lely.

Am Nachmittag konnten die hessischen Landwirte bei einer Hafenrundfahrt in Rotterdam den größten Seehafen Europas bestaunen. Des Weiteren wurde die Erkundigung in der zweitgrößten Stadt der Niederlande mit einem Besuch in der Markthalle und den Einkaufsstraßen abgerundet. Rotterdam ist durch den Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg von extravaganter Architektur geprägt.

Am dritten und letzten Tag wurde es zu Beginn auf einem Kamelmilchbetrieb sehr exotisch. Kamele sind bewundernswerte Tiere. Ein drittes Augenlid als Sonnenschutz, lange Wimpern und verschließbare Nasenlöcher zum Schutz gegen Sandstürme sowie Höcker als Fettreserve ermöglichen den Kamelen ein Überleben in der Wüste. Außerdem dient der Magen zur Wasserspeicherung, wodurch sie bis zu zwei Wochen ohne erneute Wasseraufnahme auskommen können. In rekordverdächtigen zehn Minuten können die Kamele mit 100 l Wasser ihren Vorrat wieder auffüllen. Auch die Milch der Kamele ist besonders, sie weist einen sehr hohen Vitamin-C- und Mineralgehalt auf. Dahingegen ist sie fett- und zuckerarm gegenüber Kuhmilch. Der Betriebsleiter wurde in seinem Studium über die guten Inhaltsstoffe aufmerksam und investierte in den Aufbau der Kamelfarm. Im Jahr 2006 startete er mit drei Kamelen und heute besitzt er über 100 Stück. Die Kamele werden zweimal am Tag in einem Doppel-Zweier-Melkstand gemolken. Jedoch ist der Melkvorgang ein anderer als bei den Milchkühen. Die Kamele geben die Milch nur in Begleitung vom Jungtier her und sind extreme Gewohnheitstiere. Die gewonnene Milch wird zu Milchpulver (hauptsächlich für den Export nach China), Likör, Pralinen, Seife und Creme verarbeitet.

Zum Abschluss wurde ein Ziegenbetrieb mit Käserei besichtigt. Aufgrund der hohen Milchleistung und Inhaltsstoffe entschied sich der Familienbetrieb schon vor über 30 Jahren für die Rasse der Weißen Deutschen Edelziege. Heutzutage werden rund 650 Milchziegen in einem Melkkarussel mit 64 Plätzen zweimal täglich gemolken. Der Betrieb verarbeitet zum größten Teil die Milch in der hofeigenen Käserei zu Hart- und Weichkäse weiter. Die restliche Milch wird an eine Molkerei verkauft.

Es war eine sehr interessante Fahrt und die Landwirte konnten viele Ideen für die Höfe mit nach Hessen nehmen.

 

Text: JZ Starkenburg, Liz Meisinger

Foto: JZ Starkenburg